Ausstellung „Kampmann – eine Berliner Künstlerfamilie“

Kampmann – eine Berliner Künstlerfamilie

Ausgehend von dem Avantgardekünstler Walter Kampmann werden Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Grafiken verschiedener Vertreter der Familie gezeigt.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Arbeiten Walter Kampmanns (1887–1945) und seiner zweiten Frau Kat (1908–1997). Darüber hinaus werden Werke ihrer Söhne (Rüdiger) Utz (1935–2006) aus der Bildhauerei und Winnetous (1927–2001) als Architekt präsentiert sowie Gemälde seines Bruders Alexander (1898–1975) und Silberschmiedearbeiten seines Sohnes Bodo (1913–1978).

Walter Kampmann gehörte zur Berliner Avantgarde der Weimarer Republik. Seine Arbeiten in der Malerei und Plastik sind geprägt von einem konstruktivistisch-expressiven Spiel der Elemente, Formen und Materialien. Ab 1919 lebte Walter Kampmann in Berlin. Er übernahm die Leitung der Entwurfsklasse an der Höheren Fachschule für Textil und Bekleidungsindustrie und wurde ein aktives und engagiertes Mitglied der „Novembergruppe“. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete seine produktive Zeit. Der Verein wurde verboten und die Kunst ihrer Mitglieder als „entartet“ verfemt. Walter Kampmann erhielt Arbeitsverbot und zog sich mit seiner Familie in sein Atelierhaus nach Rangsdorf zurück. Ein Großteil seiner Werke wurde während der Bombardements auf Berlin im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Seine Kunst veränderte sich infolge der Einweisung in ein sogenanntes „Künstler-Umschulungslager“ nach Hohenlychen radikal. Verzweifelt und gebrochen starb Walter am 12.12.1945 in Rangsdorf.

Die Gemälde seines jüngere Bruders Alexander Kampmann zeigen in den 1920er Jahren vorrangig Landschaftsdarstellungen, nach dem Krieg veränderte sich die Symbolik seiner Bilder radikal hin zu einem Surrealismus. Lebenslang war er Mitglied des Vereins der Berliner Künstler, deren Vorsitz er von 1960 bis 1970 innehatte.

Auch Kat Kampmann war Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Von ihr werden Arbeiten von den 1950er bis in die 1980er Jahre gezeigt. Ihre Werke sind der abstrakten Kunst der Nachkriegsmoderne entsprungen und bestechen durch ihre Farbkompositionen und expressive Bildsprache. Später wurde das Gegenständliche in ihrer Kunst immer wichtiger und ihre Familie und Alltagswelt rückte verstärkt in den Fokus ihrer Kunst.

Utz Kampmann, Sohn von Walter und Kat, wurde Bildhauer. In der Ausstellung werden einige seiner Werke aus den 1960er und 1970er Jahre präsentiert. Er nahm an der documenta 4 (1968) teil. Ende der 1960er Jahre wurde Acryl- und Plexiglas das bevorzugte Medium für seine Maschinenplastiken. In den 1980er Jahren engagiert er sich als Gestalter bei architektonischen Projekten. Bei der Bauaufnahme und Wiederherstellung des zerstörten Martin-Gropius-Baus durch seinen Bruder Winnetou war er beteiligt.

Bodo Kampmann wurde 1913 als erster Sohn von Walter und seiner ersten Frau Friedel geboren. Seine erste kreative Leidenschaft fand er in der Gold- und Silberschmiedekunst. Nach 1945 zog er nach Innsbruck, 1954 ließ er sich in Braunschweig nieder, wo er die Leitung der Fachklasse Metall an die Werkkunstschule (heute HBK Hochschule für Bildende Künste) antrat. 1963 übernahm er dort die Professur für Design in der Abteilung Angewandte Kunst und war auch weiterhin als Produktdesigner und Bildhauer tätig. 1956 gestaltete er für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg das Tee-Service „Form A“. Ein wichtiger Bereich seines kreativen Schaffens war die Kunst am Bau.

Winnetou Kampmann hat als Architekt vor allem in Berlin Spuren hinterlassen. Er wurde als drittes Kind von Walter und Frieda 1927 geboren. Museumsumbauten und Sanierungsprojekte von Ende der 1970er Jahre bis in die 1990er in Berlin lassen ihn als Vorläufer der ergänzenden Wiederherstellung erkennen. 1973 – 77 richtete er mit seiner Lebenspartnerin Ute Weström in einem Stockwerk des Bikini-Hauses eine Kunsthalle ein, gleichzeitig sanierten sie das Theater des Westens. Ab 1979 begann Ihr vielleicht bedeutendstes Projekt mit der Wiederherstellung des kriegszerstörten Martin-Gropius-Baus zu einem neuen Ausstellungsort. 1984 kam der Umbau und Innenausbau des vormaligen Gebäudes des Garderegiments des Schloss Charlottenburgs zum heutigen Bröhan-Museum hinzu und von 1984 – 89 die Planung und Durchführung des Wiederaufbaus des Hamburger Bahnhofs zum Museum für Gegenwart. Bis 1984 entwickelten sie nahezu 500 Wohnungen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.